Droht uns eine Stagflation?
Guido Zimmermann • 10. August 2021
 
  
  
Die Frage, die derzeit insbesondere die USA, aber auch andere Länder bewegt nimmt mehr und mehr Gestalt an. Droht uns eine Stagflation? Stagflation kommt von Stagnation und Inflation und bedeutet wirtschaftlicher Stillstand oder deren Abschwächung und gleichzeitig ein weiterer Anstieg der Preise infolge der Inflation (Aufblähung der Geldmenge). Denn weiterhin pumpen alleine die USA monatlich $120 Milliarden in den Markt und das seit Juni 2020. Alles, um dem drohenden wirtschaftlichen Stillstand zu entkommen. Aber mittlerweile ändern die meisten anderen Notenbanken weltweit ihre Geldpolitik. Notenbanken, wie z.B. die englische, die kanadische, die australische oder auch die japanische und haben mittlerweile das muntere Gelddrucken gestoppt und teilweise sogar damit begonnen haben, dem Markt wieder Geld zu entziehen.   Ergo verlieren Euro und Dollar stetig weiter an Kaufkraft infolge der Inflation und somit steigen die Preise weiterhin immer schneller an. Das war zuletzt deutlich im Bausektor spürbar, wo z.B. das Bauholz auf nie dagewesene Rekordpreise schoss, aber es ist auch im Bereich der Container Preise extrem spürbar. Hier werden mittlerweile über 20.000 Dollar pro Container z.B. von China nach Europa bezahlt. Am 27. Juli 2021 lagen wir noch bei 11000 Dollar. In 2006 gar bei 2000 Dollar. Ähnliches ist natürlich auch in anderen Bereichen erkennbar, wie z.B. im Immobiliensektor, den Aktien, den Anleihen, etc.
 
Wie auch immer, diese Preisexplosion führt zu einer Abschwächung bei den Umsätzen und den Gewinnen, da die Firmen einerseits geringere Margen haben, andererseits aber auch die Kunden nicht mehr jeden Preis zahlen. Das führt dann im Weiteren zu einem klaren Abbau von Arbeitsplätzen, gleichzeitig bleiben die Preise aber hoch. Aber noch immer wird sowohl in den USA als auch in Europa die tatsächliche Inflation weggeredet und wenn überhaupt von vorübergehender Inflation gesprochen. Das aber ist Blödsinn, im Gegenteil, die Preisentwicklung bei den Containern ist bereits hyperinflationär.
 

In London bahnt sich gerade eine Katastrophe an. Die Londoner Silber Börse LBMA verfügt nicht mehr über ausreichend Silber, um die notwendigen Deckungen für jeden Kontrakt und jede Option, ETC,  sicherzustellen. Verantwortlich ist die Lieferung von Silber gegen Papierkontrakte. Es gibt weltweit mehr Silber und auch Gold Kontrakte, als tatsächlich an Edelmetallbeständen vorhanden ist. Das blockiert den gesamten Silber Markt, da London seit über 100 Jahren weltweit die wichtigste Börse für das Edelmetall ist. Die Zinsen für das Leihen von Silber sind mittlerweile auf über 100% pro Jahr gestiegen. Händler kaufen Silber zu völlig überhöhten Preisen, Hauptsache sie bekommen es. Das ist ein absolutes Novum, noch nie in der Geschichte hat es derartiges gegeben. Silber wird mittlerweile bereits aus den USA eingeflogen, damit der Markt nicht gänzlich kollabiert. Dies                    aufgrund eines Short Squeeze (brutaler Preisanstieg infolge von Glattstellung der Short Positionen durch Käufe) da  der Preis immer höher steigt und  Investoren notgedrungen ihre Silber Shorts aufgeben, oder immer mehr Margin nachschiessen müssen. Wer auf fallende Preise mittels Futures (Termin Kontrakte) wettet, muss nach Ablauf des letzten Handelstags liefern (Käufer die auf steigende Preise setzen, müssen kaufen) Einzige Chance ist es die Position vor dem letzten Handelstag zu schliessen und somit die Buchverluste eben zu realisieren.                                                  . 50% des Silber  Vorkommens werden von der Industrie benötigt (Auto Industrie zum Beispiel) der Rest für Schmuck und Barren, Münzen, etc. Die Industrie shortet Silber seit Jahrzehnten über Termin Kontrakte, um so einen tieferen Preis für die Käufe sicherzustellen. Gleiches läuft seit 1987 im Gold über die Notenbanken. Die allerdings um Investoren US Anleihen schmackhaft zu machen, da der Staat sich auf diesem Weg finanziert. Das Problem in London hat dazu geführt, dass sämtliche ETC (Exchange Traded Commodties), den Handel über London komplett eingestellt haben. Ein weiteres Problem, man hat in London bereits seit 1987 auf die physische Hinterlegung von Gold oder Silber verzichtet und lediglich ein Versprechen auf die Lieferung gegeben. Dies bricht jetzt zusammen, da immer mehr Investoren sich das Edelmetall ausliefern lassen.                    Deshalb nochmals die Warung, kaufen Sie niemals Silber Zertifikate um auf den Preis Anstieg zu spekulieren. Es gibt weltweit wesentlich mehr Edelmetall Zertifikate, als Gold oder Silber existieren. Die gesamte Menge Gold auf der Erde beläuft sich auf 21m³, weitere 3m³ sind noch nicht gefördert. DIe 21m³ entsprecchen einem Quader, der in die Mitte eines Fussballfeld Mittelkreis locker reinpasst. Und es gibt 17 x mehr Silber auf der Erde. Daher auch das Gold/Silber Ratio von 1 : 17, welches wir zuletzt im Dezember 1979 gesehen haben. Wer trotzdem auf Gold und Silber Preisentwicklungen spekulieren möchte, ohne physische Werte zu kaufen, kann dies auch über Future Kontrakte oder Optionen machen. Mittlerweile geht man davon aus, das der Silberpreis locker auf 100$ pro Feinunze (31,1 Gramm) geht. Per heute Abend notiert Silber bei 52,83$ und Gold bei 4208$. Auch hier notieren die Preise immer höher, da das ungedeckte FIAT Geldsystem vor dem Aus steht, da die Schulden immer weiter und schneller wachsen.
 
  

Das erste Halbjahr in 2022 ist Geschichte. Und es ist alles andere als ein gutes Halbjahr geworden. In der Tat verzeichnen die weltweiten Börsen deutliche Korrekturen und markierten den schlechtesten Verlauf eines Halbjahres seit 1962! Alleine der S&P500 vernichtete seit Anfang des Jahres 8,2 Billionen US Dollar.
 
  

US Notenbank FED erhöht erstmals seit 28 Jahren den Leitzins um 75 Basispunkte (0,75%) um der immer schneller ansteigenden Preise infolge der Inflation Herr zu werden. Schweizer Notenbank SNB könnte bereits morgen ebenfalls ihre Zinsen anheben, dies vermeldete heute jedenfalls  ein Goldman Sachs Analyst.
 
  

Aktien könnten kurzfristig deutlich ansteigen, das zeigt zumindest das CNN US Sentiment der im Markt befindlichen Anleger auf. Dieses notiert per heute bei 6 und ist somit fast komplett überverkauft. Zudem ist dies der tiefste Wert seit Mitte März 2020, also nach dem Corona Crash der weltweiten Börsen. Zuvor hatte es Mitte Februar 2020 bei 97 notiert, was extrem überkauft war.
 
  

Die Erzeugerpreise in Deutschland steigen im Dezember um 24,2% im direkten Monatsvergleich. Ein absoluter Wahnsinn. Haben die Notenbanken die Kontrolle bereits verloren? Diese und viele andere Fragen, wie z.B. wie viele Zinsanhebungen gibt es denn nun wirklich in 2022 verunsichert die Märkte ebenso, wie die ausstehende Notenbanksitzung der FED.
 
  
 
  
  
 





